Rammstein sein Deutschland – Teil 1

Apr 7, 2019 | Artikel, freie Artikel, Grundsätze

Germania als Negerin und die Band Rammstein in der Rolle deutscher Feinde und Bewahrer.

 

Rammstein kreiert ein Stück über Deutschland und natürlich ist der Sound und der Text gewaltig. Folglich ist auch der kommentatorische Nachhall nicht ohne. Allerdings übt sich dieser bisher nur im intellektuellen Dünnbrettbohren, sowie dem, wie man jetzt neudeutsch sagt, "Abhitlern". Man ist eigentlich geneigt, zu sagen, komm Rammstein, lass die Wölfe fahren, es ist eh nur Perlen vor die Säue. Aber gleichzeitig wäre dies alles andere als deutsch und gegenüber der vollbrachten Leistung alles andere als gerecht.

Was Rammstein, Universal und Regisseur Eric Remberg hier abliefern, ist nicht nur ein Musikvideo. Es ist ein konzeptionelles Gesamtkunstwerk, was nicht nur von außerordentlicher korrekter und tiefgehender Kenntnis deutscher Geschichte zeugt. Sondern es gleichzeitig schafft, eben diese hochkomplexe Materie in absolut stimmige Gleichnisse, Symboliken und eine vollendete Bildsprache zu tauchen.

Damit wir uns gleich recht verstehen, Bildsprache bedeutet nicht, ich hab da etwas von Iron Sky oder Ridley Scott wieder erkannt. Zum einen ist es falsch, zum anderen bekommt so ein Niveau vielleicht auf der Förderschule ein Gänseblümchen ins Tagebuch gemalt. Von einem Mindestmaß an dessen, was man als Intellekt, Bildung oder Köpfchen klassifizieren könnte, ist es Lichtjahre entfernt. Und dann gibt es noch die schwarzhäutige Germania...

Deutschland als Negerin - abenteuerlichste Vorwürfe und Geschrei mussten folgen: Ja, jetzt hat die linksversiffte Musikindustrie auch noch Rammstein umgedreht..., Deutschland als multikulturelle Gebärmaschine..., Deutschland in Negerhand... Aus dem anderen politischen Lager kommen bzgl. Ruby Commey so Deutungen wie: Ja, dies ist das doppelzüngige Feigenblatt von Rammstein, um nicht als Nazis zu gelten. Die schwarze Germania stehe für das neue "asylbewußte" Deutschland.

Mein lieber Herr Gesangsverein, es ist erschreckend, wie verdürrt der geistige Tiefgang im einstigen Lande der Dichter und Denker mittlerweile ist, wenn selbst das Einfachste und Offensichtlichste nicht mehr erkannt wird. Als wenn da welche zwar 16 Jahre lang die Schulbank gedrückt hätten, obwohl die Regelschulzeit nur 8 Jahre vorsah.

Zum Trost, oben stehende Äußerungen sind aber immer noch wertiger, als dass, was der Spiegel oder der neue Chefredakteur von VICE Deutschland Felix Dachsel  zu dem Deutschland-Video absondern. Hier ist der geistige Horizont so gewaltig, wie der Spalt zwischen Wand und Tapete.

 

Germania mit Rubey Commey also in Schwarz zu besetzen, ist brilliant, ein wahrer Geniestreich in Gestaltung und Aussage und absolut deutsch, wie sie gleich verstehen werden.

 

Auch rein technisch gesehen ist das Video auf der Höhe der Zeit. Gedreht auf einer Arri Alexa, mit feinstem Davinci Grading im ACES-Farbraum. Das hierfür unverkennbare und notwendige LMT Filter (Look Modification Transform) pumpt bis auf Anschlag, damit die roten Neonlichter und Laser nicht komplett wegbrechen. Dazu kommen noch enorm hochwertige Compositings, die dem ungeübten Betrachter kaum auffallen werden. Also eingebaute Computergrafiken und Animationen, die als solche nicht zu erkennen sind. Oder glauben sie wirklich, es gibt irgendwo einen Hangar mit offener Schleuse zum Weltraum, in dem ein U-Boot schwebt?

So eine Qualität zu erzeugen, ist alles andere als billig. Obendrauf die ganze Set-Ausstattung, Drehorte, Requisiten, Schminke. Ergo, Band und wohl vor allem Label waren hier bereit, eine Menge an Geld in die Hand zu nehmen, welche in diesem Segment auch weit über das übliche Maß hinaus geht. Und das, damit am Ende "Deutschland, Deutschland über allen" aus Radios und Konzertsälen schmettert. Nun, da könnte man eigentlich einen hübschen Aluhut daraus falten, aber nur nicht heute.

Genug der Vorrede, kommen wir zu dir; DEUTSCHLAND.

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Bildsprache

Mit Bildern zu kommunizieren, zu sprechen, ist wie Eingangs schon dargestellt, nicht jedermanns Sache. Dabei ist das eine recht bezaubernde Linguistik. Wir alle beherrschen sie, ohne sie je bewusst gelernt zu haben oder extra erlernen zu müssen. Wäre dem nicht so, würden Film, Fernsehen oder Portale wie Youtube nicht funktionieren. Auch bildlastige Formate wie Instagram scheinen ja anzukommen und das obwohl wir nie ein Fach Bildsprache in der Schule hatten. Oder Bildvokabeln paukten, so wie Englisch, Russisch oder Deutsch. Dennoch verstehen wir sofort, was wir sehen (der eine mehr, der andere weniger), selbst wenn es eine schnelle Abfolge aneinander gereihter Bilder ist.

Das absolut faszinierende daran, Bildsprache ist nicht starr, sie verändert und wandelt sich ständig. Es ist wie eine künstliche Intelligenz, die einer permanent fortschreitenden Evolution in Hochgeschwindigkeit unterliegt.

Sie werden es vielleicht daran merken, dass wenn sie sich alte geliebte Filme oder Serien aus vergangenen Tagen ansehen. Sie werden sie immer noch als "sehbar" empfinden, aber irgendwie wirken sie anders, evtl. etwas zu einfach, zu flach, eigentümlich. Sie können sie zwar immer noch verstehen, aber Fakt ist, ihr geliebter Filmklassiker spricht eine andere Sprache, als sie heute. Es ist wie ein Dialekt, den sie selbst nicht mehr benutzen und daher als befremdlich empfinden.

Um das, was ins Bild gemalt worden ist, verstehen zu können, bedarf es natürlich eines bestimmten Wissensschatzes. Wenn ihnen ein Indianer ein Höhlenbild einer kultischen Urmutter zeigt, von der sie noch nie etwas gehört haben, dann verstehen sie das Bild eben nicht. Und so ist es auch beim Rammsteinvideo Deutschland. Wer deutsche Geschichte nur von Guido Knopp kennt und alles was nicht SPD ist als NAZI einordnet, kann das Video eben nicht verstehen. Noch gravierender wird es, wenn man gar Preußen mit Adolf Hitler oder Militarismus gleich setzt.

Ja, ja, ich weiß, Hindenburg war doch ein preußischer General und er hat doch den staatenlosen Landschaftsmaler... Hätte Bismarck damals noch gelebt, der hätte diesen Verräter, diesen irgendwo bei Tannenberg Umgedrehten eigenhändig und öffentlich wegduelliert und der ganze Kaas wäre ein ganz anderer geworden. Aber das geht jetzt an der Stelle zu weit. Obwohl, was sehen wir denn im Video - den explodierenden Zeppelin gleichen Namens.

Diese Filmanalyse kann jetzt keine Doktorarbeit über Bildbau, Bildwirkung, Gestaltung und deren Sprache darstellen. Es ist auch nicht möglich oder beabsichtigt, das Video in Gänze und Einzelbild für Einzelbild auseinander zu nehmen. So dicht bepackt wie es ist, könnte man gut und gerne 478 Seiten dazu schreiben. Vielmehr soll es um ein paar ausgewählte Szenen, Bildnisse und Auffälligkeiten gehen, um das Verständnis für dieses wirkliche Kunstwerk zu befördern.

Dem ganzen Kokolores, welches das Video als nationalsozialistische Verehrung, Multikulti-Bejubelung oder gar Holocaustleugnung gleichsetzen will, wird keine weitere Silbe gewidmet. Sollte das dem Welt-Moralaposteltum, zum Beispiel dem israelischen Außenministerium nicht gefallen: Ihr habt in Jerusalem so eine schöne Mauer, geöffnet von Sonntag bis Donnerstag von 07 bis 19 Uhr, bitte dahin wenden.

In dem Video geht es eben nicht um das, was du willst oder denkst, sondern eben nur um Deutschland.

 

Die schwarze Germania

Germania als Negerin darzustellen ist natürlich genial. Denn je mehr man sich dieses Symbol durchdenkt und wozu es benutzt wird und was es transportieren soll - kurz um, es könnte nicht besser gewählt sein. Der Betrachter sollte sich hier ganz auf die Farben der Germania konzentrieren. Und schon sollte klar werden, es geht in einer ersten Betrachtungstiefe zunächst mal um die Farben von Deutschland. Die, die es derzeit trägt und die, die es einst getragen hat.

Schwarz-Rot-Gold, Schwarz-Rot-Weiß, sowie Schwarz und Weiß für den preußischen Geburtshelfer. Achten sie mal auf Germanias Augen, selbst diese sind, wenn passend, rot eingefärbt. Man könnte auch geneigt sein, Schwarz-Gold den Habsburgern mit zuzuordnen.

Es geht aber noch wesentlich weiter. Denn die "Staatsfarben" allein, beantworten noch nicht abschließend die Frage:  Warum schwarze Haut, warum eine Negerin? Ein schwarzer Mantel oder Hut hätten es doch auch getan? Schwarz versinnbildlicht eben noch viel mehr.

Schwarz, weil Deutschland eben ein Exot ist. Welches andere Land gibt es denn, gerade in Europa, das mit so einer einzigartigen Biographie aufwarten kann? Gleich ob man es aus der Perspektive der Entstehungsgeschichte, der Leistungsfähigkeit, Erfindungen, Siege oder Niederlagen vergleichen will?

Du bist so jung und doch so alt. Die Metamorphose von den 6 Stämmen hin zum Heiligen Römischen Reich deutscher Nation in verschiedensten Ausprägungen, weiter zu zersplitterter und besetzter Fürstentümer. Wieder geeint in kurzen Bünden und verschmolzen unter eiserner Faust. Erneut zerstückelt, verfremdet, nochmals zerspalten und dann wieder zusammengeschweißt.

Das Schwarz steht dabei auch für das Unbekannte. Das fremde Wesen aus den Wäldern, das wilde Tier, das Unbändige, der Barbar, welcher den Römern das Fürchten lehrt.

Gleichzeitig ist es auch die schwarze Schönheit, die exotische Versuchung, die permanent heimlich begehrt wird. Eben weil Sie fremd, so anders und nicht alltäglich ist. Auch davon ist die deutsche Geschichte überfrachtet, von den zahlreichen fremden Hände, die versuchten, Herr über diese einzigartige mitteleuropäische 'Kraftanstalt' zu werden. Sei es Römer, Hunnen, Ungarn, Franzosen, Russen, Briten, oder das, was sich Amerikaner schimpft - die Liste ist wahrscheinlich nicht vollständig.

Weiterhin steht Schwarz auch für unrein. Deutschland ist eben perse ein multiethnisches Konstrukt. Sachsen, Schwaben, Thüringer, Friesen, Franken und Bajuwaren bilden die 6 Ur- bzw. Altstämme. Später kommen dann noch Lausitzer, Pommern, Schlesier, Ostpreußen, Märker und Mecklenburger dazu. Alle identifizierbar als "deutsch" aber eben doch verschieden. Und natürlich waren diese wild umher kopulierend, mit allem, was bei 3 noch nicht auf den Bäumen war.

Wer den Unsinn vom reinblütigen blonden Germanen sucht, der muss zu Ikea nach Stockholm fahren, da wird er vielleicht fündig. Aber so richtig herrenmenschmäßig helle im Köpfchen können die offenbar auch nicht sein. Irgendwie kann man denen alles erzählen und verkaufen. Sei es hässliche Möbel zum Wohlfühlen, politischen Dauersozialismus oder Bargeldabschaffung sei Fortschritt und Freiheit. Nichts für ungut liebe Schweden, ihr macht das schon.

Wer hingegen auf Arier gepolt ist, der muss im heutigen Teheran mal anrufen, die wissen bestimmt noch nicht, dass sie eigentlich blond sein sollten. Genug von Pseudowissenschaften, zurück zu Rammstein.

So, jetzt versuchen sie mal bitte diese Aussagen über Deutschland, allein mit Farbe und mittels einer weißen kühlen Blonden zu transportieren. Es ist unmöglich. Die gewählten Farben und Gewänder der Germania werden fortführend noch einmal aufgegriffen. 

 

 

 

 

Die Astronauten

Neben Germania nehmen die ankommenden "Astronauten" eine der Schlüsselpositionen im gesamten Video ein. Dabei handelt es sich bei diesen weder um eine Figur oder spezielle Charaktere. Die ganze Szenerie des Weltraums, des Weltraum-Hafens, der Astronauten steht auch nicht für irgendwelche Alienjäger. Es ist schlichtweg das Bildniss und die Verkörperung der Zukunft. Und Zukunft natürlich im Sinne von Fortschritt, Weiterentwicklung, Fortentwicklung.

Und eben diese Zukunft betritt die deutsche Bühne direkt nach der Niederschlagung feindlich eindringender Römer. Es ist absolut stimmig, denn der ursprüngliche Startschuss der deutschen Zukunft liegt genau hier. Ab diesem Punkt im Video tritt Germania auch nie wieder in Form der Barbarin aus dem finsteren Wald auf.

Ab Minute 3:15 erschaudert die Zukunft voller Ehrfurcht und Erstaunen über das Vorgefundene, das bereits Vorhandene. Entdeckt das in Stein gehauenen Fundament, dessen hart gemeißelte Lettern Deutschland zwar sichtbar benennen, aber unvollständig. Die Szenarie hat eine Anmutung von Archäologen, die die Reste einer unbekannten Hochkultur entdecken.

Die Bewunderung der Zukunft über Deutschland ist allemal gerechtfertigt. Ohne den Erfindungen und Grundlagen, die Deutschland der Welt schenkte, gäbe es die heutige Zukunft nicht. Kein Antrieb mittels Verbrennungsmotor, kein Automobil, kein Düsenjet. Man wüsste gar nicht, dass man Mikrochips bauen könnte oder was das eigentlich ist. Kein Smartphone, kein Ipad. Apple würde wahrscheinlich Obst und Gemüse handeln. Obwohl, ohne Kalidünger keine Moderne Landwirtschaft. Keine Raumfahrt, keine Brennstoffzelle, kein Satellitenfunk, Fernsehen hätte ohne Röhrentechnologie nie begonnen. Ohne dem, was deutsche Wissenschaftler, Forscher, Physiker, Chemiker, Ingenieure, Mediziner und Universitäten generierten, wäre die Welt heute, eine ganz ganz andere.

Und nie war der Fortschritts-Ausstoß größer, die Anzahl der eingestrichenen Nobelpreise höher, das Wirtschaftswunder gewaltiger, der Schub an Wohlstand und Sozialem breitflächiger, als in der Blüte des ersten echten deutschen Staates, dem  Deutschland unter preußischer Führung - siehe 1871 bis 1913.

Es ist somit kein Wunder, dass die Astronauten, also die Zukunft, genau das begehrt, was Germania in ihrem Leib als Frucht trägt (04:55). Und Germania wird dabei in den Farben Preußens in Schwarz-Weiß dargestellt ist, mit einem roten Streif im Hintergrund, Schwarz-Rot-Weiß.

Was Deutschland hervorbringt ist Zukunft, ist Fortschritt, ist Weiterentwicklung. Es ist existenzsichernd für die Astronauten. Daher kommen sie gleich mit schützendem oder konservierendem "Brutkasten / Sarkophag" angereist, um die kostbare Fracht abzuholen. Natürlich hat dieser Ähnlichkeit mit dem, was Ridley Scott in Alien 3 für Ripley zur Abholung vorgesehen hatte. Oder auch als Schlafkapsel in so vielen anderen SciFi-Filmen zu finden ist. Und genau hier sieht man einen Effekt von erlernter Bildsprache. Die Entkoppelung oder Veränderung der herkömmlichen Bedeutung eines Wortes mittels eines Bildes. Der Glaskasten in Form eines Sarges wird sofort mit allem Möglichen assoziiert, nur nicht mit einer Beerdigung oder dem Tod.

Das die Astronauten einen deutschen "Weltraum-Hafen" betreten und nicht irgendwo sonst anlanden, wird durch ein einfaches Detail vermittelt. Natürlich durch das U-Boot. Es geht hier also nicht um den Kinofilm "Das Boot". Es ist nur Mittel um unauffällig aber eindeutig diesen Hafen als deutschen zu klassifizieren. Achten sie mal darauf, dass das U-Boot sich dabei nicht im Wasser befindet, es schwebt. Was bedeutet denn ein U-Boot, welches nicht zu Wasser gelassen ist? Es ist nicht im Einsatz, nicht im Kampf, es ist friedlich.

Die gigantische Schleuse des Hafens ist nicht nur Tor zur und für die Zukunft. Man kann von diesem sogar auf die Welt blicken.

 

Die Welpen

Auch dieses Kapitel ist enorm preußen-lastig, aber das liegt nun mal in der Natur der Sache begründet. Germania gebiert und bringt 6 Welpen zur Welt. Was hier dargestellt wird, ist die Geburt der 6 deutschen Kardinalstugenden: Ordnung, Pünktlichkeit, Fleiß, Höflichkeit, Gerechtigkeit und Toleranz.

Es sind die Tugenden, welche Germania im Video vor sich her führt. Die Tugenden, die sie beschützen aber gleichzeitig auch vorwärts ziehen. Wer richtig aufpasst, merkt, dass eine Tugend in der Zeit der dargestellten Epoche der Besatzung und Teilung fehlt. Welche Tugend das ist, bleibt wohl dem Betrachter überlassen.

Der Geburtssaal - eine Art Krippenspiel mit einem Hauch des bäuerlichen. Zwei Kühe stehen im Hintergrund, Germania erneut in preußisch elegantem Schwarz-Weiß. Es ist die Geburtsstunde des ersten funktionierenden deutschen Gesamtstaates mit Parlament, Verfassung und Bürgerrechten. Alles andere davor war zu groß, zu klein, falsch zusammengebaut, nicht tragfähig und schon gar nicht mit dem besetzt, was heute allgemein und weltweit als deutsch gilt - den deutschen Tugenden.

Von diesen zu sprechen, beginnt erst mit Preußen. Leider liegt genau hier eine Ungenauigkeit innerhalb des Videos vor, welche wohl aber den Grenzen der filmischen Darstellung geschuldet ist. Ursprünglich gab es nach preußischer Lesart insgesamt 18 Tugenden, welche den Deutschen kennzeichnen:

Zielstrebigkeit, Aufrichtigkeit, Ordnungssinn, Zuverlässigkeit, Fleiß, Gerechtigkeit, Redlichkeit, Sauberkeit, Ehrlichkeit, Bescheidenheit, Toleranz, Unbestechlichkeit, Zurückhaltung, Pünktlichkeit, Gewissenhaftigkeit, Gradlinigkeit, Pflichtbewusstsein, Sparsamkeit.

Also es wäre schon recht schwer gewesen, hier jetzt 18 Welpen aus dem Schosse der Germania zu holen. Zum anderen würde man genau dieses Bildniss dann heute wohl auch nicht mehr verstehen. Nach 73 Jahren "Preußenverbot", unentwegter geschichtlicher Verklärung, Zerklitterung und Falschdarstellung von Preußen, seiner Rolle und Bedeutung für Deutschland und sowie seines Wesens ist das auch nicht verwunderlich.

Eigentlich kann man von Glück reden, dass nach all der Zeit des wild umher wütenden Sozialisten noch 6 Tugenden übrig geblieben sind. Die Ungenauigkeit zwischen deutschen und preußischen Tugenden ist gleichzeitig die Chance des heutigen Betrachters, dieses Bildniss überhaupt verstehen zu können. Es geht einfach um das, was deutsch sein, charakterisiert.

An der Stelle könnte man noch weiter interpretieren, ob die 5 Hunde, welche Germania in der Teilungsepoche vor sich her führt, ein Teil der echten Tugenden sind oder ihr falsche Köter in die Hand gegeben wurden. Denn es ist sichtbar eine andere Rasse, als im Kreißsaal.

Ich mag mich an der Stelle täuschen, da ich kein Hundezüchter bin, aber sichtlich kommen 6 Kaukasen und keine Schäferhunde zur Welt. Ausgerechnet Kaukasen als Hunderasse zu wählen - also das Symbol wird man zumindest im amerikanischen Raum sofort verstehen. Frei nach Johann Friedrich Blumenbach entspringt das hellhäutige und blonde in Europa eben der kaukasischen Rasse. Eine Modellvorstellung der Anthropologie, welche bis in die 1980iger absolut en vouge gewesen ist, gerade auch im amerikanischen Raum und da auch heute noch Gebrauch erfährt.

Zur Tugend der Toleranz, also des "Jeder solle nach seiner Facon glücklich werden", bedarf es natürlich eines Einwurfes. Denn deren ursprüngliche Bedeutung ist heute absolut pervertiert. Eine Tugend ist nicht dafür gedacht, sie soweit zu überhöhen und dafür zu missbrauchen, um andere Tugenden zu negieren oder auszuschalten.

Haltlose Heilsversprechungen im Namen der Toleranz widerspricht der Redlichkeit, der Ehrlichkeit, der Zurückhaltung. Toleranz zu predigen, wenn Gerechtigkeit und Gradlinigkeit gefordert wäre, ist nicht tugendhaft. Toleranz zu geben, wo Ordnung und Sauberkeit angebracht wären, ist nicht tugendhaft. Errungenschaften aus Fleiß und Pflichtbewusstsein sich ungefragt anzueignen, um sie im Namen einer pervertierten Toleranz zu verschleudern, läuft der Gerechtigkeit und der Aufrichtigkeit zu wider.

 

Aber zurück zu Rammstein, der Geburtsstunde und den Welpen.

Im Kreißsaal mit anwesend, die blauäuige rote Eminenz. Blauäugig dürfen sie hier ruhig mit leichtgläubig verbinden. Es ist natürlich der Sozialist, welcher bei der Geburtsstunde behilflich ist. Bei Minute 05:28 wird ihm vom Welpen aber sogleich ins Gesicht gepisst. Kein Wunder also, dass er fortan ein "schwieriges Verhältnis", zu dem was deutsch ist, hat.

 

Schlussszene

Am Ende hält Germania und Rammstein die 6 Tugenden schützend im Arm. Die rote Eminenz darf demütig knien. Die Bandmitglieder sind hier aufgereiht als Wächter, Beschützer - die Träger und Hüter der deutschen Tugenden.

Germania entschwindet im Sarkophag - sie geleitet in die Zukunft. Die Bewegungsachse verläuft dabei leicht nach links. Hier ist aber kein politisches links gemeint. Im Film stellt die Bewegungsrichtung die Zeitachse dar. Eine Bewegung von links nach rechts entspricht dabei einem Vorwärts in der Zeit. Ein von rechts nach links folglich einem Rückwärts in der Zeit.

Germanias Zukunft liegt also laut Video eher in etwas, was dem Vergangenen entspricht. Und auch damit hat Rammstein recht, denn es findet bereits genauso statt. Ob man das jetzt begrüßt oder nicht, liegt wahrscheinlich auch wieder im Auge des Betrachters.

 

Robert Kreuz

 

Im zweiten Teil geht es um die Rollen von Rammstein in dem Video, Germanias Feinde, wie zum Beispiel die Nationalsozialisten und warum Till Lindemann Deutschland nicht lieben kann.


 

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